Entschlossen durch den Sturm - Der Vorstand im Gespräch

06.05.2024

Interview

Entschlossen durch den Sturm - Der Vorstand im Gespräch

Die Krise der Immobilienbranche ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Wie wirkt sich die angespannte Situation auf das Unternehmen aus? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Mit welchen Manövern steuert Instone aktiv dagegen und warum gibt es trotz allem Grund für Zuversicht? Diesen Themen widmet sich der Vorstand im nachfolgenden Interview.

Herr Crepulja, nach der Krise ist vor der Krise: Erst die Pandemie und dann die herausfordernde gesamtwirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Jahr. Wie ist die Instone Group diesen Herausforderungen begegnet? 
 
Kruno Crepulja: Wir beobachten und analysieren kontinuierlich in sehr kurzen Abständen sowohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch den Stand unserer Projekte und konnten somit frühzeitig und mit Weitblick auf diese Umstände reagieren. Bezüglich neuer Investitionen agieren wir seit dem Jahr 2022 bereits opportunistisch. Unsere Kostenstruktur haben wir im vergangenen Jahr noch mal kritisch hinterfragt und entsprechend angepasst. Zudem profitierten wir im Einkauf von frühzeitigen Preisbindungen und Skaleneffekten. Somit konnte der planmäßige Baufortschritt über alle Projekte hinweg gewährleistet werden.
 

Wie würden Sie die Auswirkungen der Marktsituation auf das Vertriebsgeschäft beschreiben?
 

Andreas Gräf: Im Vergleich zu den Vorjahren war die Nachfrage nach Neubauwohnungen erwartungsgemäß gering. Die negativen Effekte aus den gestiegenen Zinsen und die erhöhte Verunsicherung von privaten und institutionellen Investoren waren auch für uns spürbar. Zum Ende des vergangenen Jahres konnten wir dann eine moderate Erholung der Nachfrage beobachten. Allen Widrigkeiten zum Trotz konnten wir im Jahr 2023 Immobilien mit einem Wert von mehr als 211 Millionen Euro verkaufen. Zudem stimmt uns die positive Resonanz auf unsere Vertriebsstarts von neuen Projekten zuversichtlich, dass unser Kerngeschäft in diesem Jahr wieder sichtbar belebt wird. Gleichzeitig planen wir unsere Marketingaktivitäten wesentlich aktiver und beharrlicher, um dem Branchendruck auch langfristig standzuhalten.
 

Die anhaltende Branchenkrise ging an einigen Wettbewerbern nicht spurlos vorbei. Welche Herausforderungen bringt dies für einen CFO mit sich?

David Dreyfus: Wenn ein starker Sturm aufzieht, was wir ja nun erlebt haben, gilt es zunächst einmal das Unternehmen noch krisenfester zu machen, um anschließend wieder entschlossen Chancen ergreifen zu können. Wir haben die deutliche Zäsur am Markt frühzeitig erkannt und uns bereits Mitte vergangenen Jahres darauf eingestellt. Dies bedeutet, dass wir den Fokus stärker auf die Senkung der Kosten und die Sicherung der Liquidität gelegt haben. So konnten wir unsere Kostensenkungsziele erreichen und die Plattformkosten erfolgreich reduzieren. Investitionen in neue Grundstücke haben wir zurückgestellt. Insgesamt wurde unsere Bilanz damit weiter gestärkt. Unsere Finanzierungspartner honorieren dies. Daher haben wir weiterhin uneingeschränkten Zugang zu Kapital, was in diesen Zeiten sicherlich eine Ausnahme darstellt.
 
Sehen Sie auch Chancen, die sich aus der aktuellen Marktsituation ergeben? Wie sind Sie dafür aufgestellt?

David Dreyfus: Die aktuelle Branchenkrise wird zu einer beschleunigten Konsolidierung in der Branche führen. Der deutsche Markt ist hoch fragmentiert und vielen Wettbewerbern – das wird jetzt deutlich sichtbar – fehlt es unter anderem an Finanzstärke, um dauerhaft erfolgreich am Markt bestehen zu können. Instone besitzt neben einer starken Expertise, die sich beispielsweise in einer führenden Profitabilität widerspiegelt, eine sehr starke Bilanz. Wir sind in der Lage, am Grundstücksmarkt weiterhin zu agieren und werden dies auch bald wieder tun. Das können nicht viele Projektentwickler von sich behaupten. Wir werden so zukünftig weitere Marktanteile gewinnen können. Unsere Verhandlungsposition gegenüber Grundstücksverkäufern und Lieferanten hat sich deutlich verbessert.

Kruno Crepulja: Zudem verharren wir nicht nur auf unserem Schiff und schauen zu, was der Sturm mit uns macht. Wir gehen verschiedenen strategischen Überlegungen nach, wie wir unsere Bilanz zusätzlich und über unser Kerngeschäft hinaus stärken können. Sind unsere Produkte ausschließlich für Investoren, private Kapitalanleger und Selbstnutzer interessant? Welche zusätzlichen strategischen Optionen können wir verfolgen oder welche geschäftlichen Partnerschaften passen zu uns? Antworten auf diese und weitere Fragen nehmen wir intensiv unter die Lupe. Sobald sich hier konkrete Projekte anbahnen, freue ich mich, weitere Details mit unseren Stakeholdern zu teilen.     
 
Vielleicht ein paar Worte zur Instone-Aktie. Auch die Entwicklung der Aktie hat unter der Branchenkrise deutlich gelitten. Welche Perspektiven sehen Sie?

David Dreyfus:
Erwartungsgemäß konnte sich auch die Instone-Aktie nicht dem schwierigen Makroumfeld entziehen. Darüber sind wir natürlich nicht glücklich. In unseren Gesprächen mit Analysten und Investoren erfahren wir aber auch, dass die Strategie von Instone breite Unterstützung findet und wir als wesentlicher Profiteur gesehen werden, wenn sich der Markt wieder erholt. Für die meisten Marktteilnehmer geht es dabei ausschließlich um die Frage, wann dies geschehen wird und nicht, ob dieser Fall eintritt. Schließlich spricht die sich weiter verschärfende Wohnungsknappheit klar für unser Geschäftsmodell. Es stimmt uns positiv, dass in den letzten Monaten wieder einige namhafte institutionelle Investoren neu bei uns eingestiegen sind. Die Analysten, die uns eng verfolgen, sehen auch deutliches Aufwärtspotenzial mit einem durchschnittlichen Aktienkursziel von 10 Euro.

Instone hatte im vergangenen Jahr das Bekenntnis abgegeben, in puncto Nachhaltigkeit Vorreiter der Branche werden zu wollen. Ist dies angesichts des aktuellen Kostendrucks noch realistisch?

Kruno Crepulja:
Unsere Vorsätze im Bereich Nachhaltigkeit sind mehr als ein Lippenbekenntnis – sie sind mittlerweile der klare Maßstab unseres eignen Handelns und somit immer stärker integraler Bestandteil in allen Phasen unserer Wertschöpfungskette. Natürlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen, bei dem Profitabilität und Effizienz von großer Bedeutung sind. Gleichzeitig tragen wir als Projektentwickler eine soziale und ökologische Verantwortung. Wir haben den Anspruch und die Verpflichtung, Lösungen für diese vermeintlich konkurrierenden Ziele zu finden. Nachhaltiges Gestalten und Wirtschaftlichkeit schließen sich aus unserer Sicht nicht aus. Da auch Investoren, Kommunen und Kunden eine immer stärke Erwartungshaltung in puncto Nachhaltigkeit haben, bedingt sich beides zunehmend gegenseitig.
 

Im Geschäftsbericht 2022 war die Rede von fünf neu gegründeten Arbeitsgruppen: Welches Ziel verfolgen haben Sie damit? Welche Erkenntnisse wurden im Rahmen der Teamarbeit bereits gewonnen?

Kruno Crepulja:
Unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele erfordern klar definierte Schritte. Damit wir diese Themen nicht nur theoretisch abarbeiten und die Umsetzung womöglich nicht praktikabel ist, nutzen wir unsere interne Expertise und das Schwarmwissen, um Lösungen zu entwickeln. Das Ziel unserer Arbeitsgruppen ist vor allem die ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus unserer Gebäude. Jede Phase wird unter Nachhaltigkeitsaspekten kritisch betrachtet – von der Auswahl der Baumaterialien über den Bauprozess bis hin zum späteren Betrieb. Mit jeder noch so kleinen Stellschraube können wir den ökologischen Fußabdruck unserer Immobilien verbessern, gleichzeitig einen Mehrwert für Quartier und Gesellschaft schaffen. Hierzu haben unsere über 30 internen Expertinnen und Experten bereits vielversprechende Erkenntnisse gewonnen, die wir in diesem Jahr in einzelnen Bauprojekten umsetzen werden. Die Arbeitsgruppe Holzhybrid untersuchte zum Beispiel, inwieweit eine Reduktion der grauen Emissionen (embodied carbon) durch Substitution der konstruktiven Bauteile mittels Holzlösungen möglich ist. An einem konkreten Beispiel wurden verschiedene Konstruktionen hinsichtlich Kosten, Qualität und Bauzeiteinsparungen berechnet und verglichen. Wir freuen uns, das Ergebnis nun auch in der Praxis zu nutzen.

Das Thema Nachhaltigkeit wird somit immer mehr zum Selbstverständnis Ihrer Unternehmensausrichtung. Wir wirkt sich das auf Ihre Außendarstellung aus?

Andreas Gräf: Wir haben eine klare Haltung und Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit entwickelt. Damit dürfen wir nicht länger unter dem Radar segeln. Daher haben wir unsere Markenidentität, die seit 2017 kaum verändert wurde, in den letzten Monaten selbstkritisch hinterfragt und darauf aufbauend neu konzipiert. Unser gesamtes Team ist mit so viel Leidenschaft dabei, unsere Wohnquartiere mit einem hohen Mehrwert für die Gesellschaft und die Umwelt zu planen beziehungsweise zu bauen – das war bisher in unserer Außendarstellung kaum sichtbar. Mit unserem neuen, klar verständlichen und gelebten Markenkern werden wir künftig auf ganzer Linie konsistent in Bezug auf die eigene Identität, unser Image und unsere Qualität überzeugen. Sollte das nicht Ihr erster Instone-Geschäftsbericht sein, den Sie gerade lesen, werden Sie unsere geschärfte Positionierung im Layout sicher erkennen.

Wie würden Sie abschließend die neue Markenpersönlichkeit von Instone beschreiben?
 
Andreas Gräf:
Wir wollen DER Wohnimmobilienentwickler in Deutschland sein und haben unsere Ziele hoch angesetzt. Egal, welche Umstände uns herausfordern – wir gehen weiter mutig voran.

David Dreyfus: Auf Basis unserer Team-Expertise und unseres starken finanziellen Fundaments und sind sowohl unsere Projekte also auch unsere Performance richtig gut.

Kruno Crepulja:
Wir agieren transparent, suchen den Dialog zur stetigen Verbesserung und streben nach dem besten Ausgleich der Interessen unserer Stakeholder. Durch jeden Sturm segeln wir daher immer gemeinsam.